Ferienzeit – Warum gerade jetzt viele neurodivergente Kinder innerlich kämpfen

(und wie Bezugspersonen sensibel unterstützen können)

Liebe Bezugspersonen,

Ferien – für viele Kinder eine ersehnte Auszeit, für andere jedoch eine große Herausforderung. Besonders neurodivergente Kinder (z. B. mit FASD, ADHS, Hochsensibilität, Autismus oder traumatischen Erfahrungen) erleben die unterrichtsfreie Zeit oft nicht als Erholung, sondern als unsichere, unstrukturierte und überfordernde Phase.

Warum die Ferienzeit so herausfordernd sein kann:

  • Wegfall von Struktur: keine Schule, keine gewohnten Abläufe, keine festen Bezugspersonen.
  • Reizüberflutung oder Reizmangel: zu viele Eindrücke oder zu wenig Beschäftigung können überfordern.
  • Verlust von Orientierung: Unvorhersehbarkeit kann Ängste oder Rückzug auslösen.

Was Bezugspersonen konkret tun können:

1. Struktur schaffen – auch ohne Schule

  • Tages- und Wochenpläne mit Symbolen oder Farben
  • Rituale nutzen (gemeinsames Frühstück, Abendroutine etc.)
  • Oft ist weniger mehr – Reize reduzieren

2. Vorbereitung auf Ausflüge und Urlaub

  • Mit Fotos, Geschichten oder Karten vorbereiten
  • Ein Foto von zu Hause mitnehmen für Sicherheit
  • Gemeinsam vor der Abfahrt den Esstisch für die Rückkehr decken – auch für das Pflegekind

3. Ängste ernst nehmen

  • Gefühle benennen, z. B. mit Skalen oder Karten
  • Sicherheit geben: „Wir kommen alle gemeinsam wieder zurück.“

4. Rückzugsorte ermöglichen

  • Kuschelecke, Zelt oder ruhiger Ort

5. Eskalationen vorbeugen

  • Frühzeichen beobachten, Auszeiten einbauen
  • Kleine Hilfsmittel dabeihaben (Kopfhörer, Lieblingsgegenstand, Oni-Krafttier in Gedanken)

6. Erwartungen runterschrauben

  • Niemand muss „Spaß haben“ – es geht um Sicherheit und Wohlbefinden

7. Bedürfnisse von Geschwisterkindern berücksichtigen

  • Kein Gruppenzwang
  • Vielleicht kann der geplante Ausflug auch nur mit einem Teil der Familie gemacht werden, wenn die Reizüberflutung sonst zu groß wird

Und ganz wichtig: Perfekte Ferien braucht niemand – aber sichere.

Wenn euer Kind spürt: „Ich darf so sein, wie ich bin – auch mit meinen Ängsten oder Unruhe“, dann habt ihr schon alles richtig gemacht.

Danke, dass ihr da seid. Für Kinder, die es oft besonders schwer haben – und gerade deshalb Menschen wie euch brauchen.

Herzliche Grüße
Eure Sandra Vesper
www.zauberwaldgehirne.com